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15. Februar 2008, Burgwedeler Nachrichten / Marktspiegel
Der Glockenturm auf dem Fuhrberger Friedhof steht
Feierliche Glockenweihe für den 1.März vorgesehen

Fuhrberg (ti). Schon lange wurde in Fuhrberg bei Beerdigungen das Glockengeläut vermisst. Es gibt keine Glocke an der Friedhofskapelle und die Entfernung zur evangelisch-lutherischen Ludwig-Harms-Kirche ist so weit, dass ihr Geläut nur selten zu hören war. Als Anfang des vorigen Jahres die Idee aufkam, neben der Kapelle einen eigenen Glockenturm zu errichten, wurde schnell gehandelt. Es wurde Geld gesammelt und bereits im Frühjahr in Süddeutschland eine Glocke in Augenschein genommen. Knapp 18.000 € sind inzwischen zusammengekommen. In dieser Woche konnte nun der Glockenturm errichtet werden.

Die quadratische Betonplatte war bereits vor Weihnachten gegossen worden. Mit Hilfe eines Riesenkrans schwebte dann am Mittwochmorgen der vorgefertigte Glockenturm von der Straße her ein. Eine halbe Stunde später konnte auch das Dach aus roten Ziegelsteinen aufgesetzt werden. 7,5 Meter insgesamt misst das sakrale Bauwerk mit den geschweiften Kopfbändern als Schmuck - eine Meisterleistung der Fuhrberger Zimmerei.

Versteht sich, dass das wertvolle Eichenholz mit Holznägeln verzapft wurde. „Wie es sich gehört“, so Geschäftsführer Horst Kuhlmann von der Fuhrberger Zimmerei voller Befriedigung beim Ausrichten des kleinen Bauwerks, das aus drei Etagen besteht. Die Zimmerleute hatten noch einige Stunden präziser Arbeit vor sich, bevor die vier Ständer am nächsten Tag einbetoniert werden konnten.

Trotz der frühen Stunden war Elisabeth Bornemann an diesem Wintermorgen schon mit den Zimmerleuten an der doch recht kahl wirkenden Baustelle erschienen. Im Fuhrberger Kirchenvorstand für die Angelegenheiten des Friedhofs zuständig, ist es wohl vor allem ihrer Initiative zu verdanken, dass soviel Geld für das ehrgeizige Projekt der kleinen Kirchengemeinde gespendet wurde. Die ganze Anlage müsse von der Kirchengemeinde selbst finanziert werden , erläuterte sie, wie überhaupt der kirchliche Friedhof mit den großzügigen Grabstellen sich allein tragen müsse.

Bei der Errichtung des Turms waren dann auch Pastor Enno Junge und Anja Epsen-Stürmer zugegen. Die Freude über das gelungene Bauwerk war den drei Kirchenvorstandsmitgliedern ins Gesicht geschrieben. Als erstes sei die Glocke da gewesen, erzählte Junge. Deren genauer Kaufpreis werde sich nach dem Bronzepreis am Tag der Abholung richten. „Freut Euch aber, dass Eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind“, den Bibelvers aus Lucas 10, Vers 20 wird die Glocke als Inschrift tragen.

Der Zeitplan sieht vor, dass in der kommenden Woche noch einmal offiziell das Richtfest begangen wird. Geschäftsführer Frank Töllner, der am Mittwoch verhindert war, wird dann den Richtspruch sprechen, bevor das Dach vollkommen geschlossen wird. Die Glockenweihe soll am 1. März stattfinden, mit einem Fest für den ganzen Ort, so wie dies in Fuhrberg üblich ist.

(Fortsetzung)

Gleich zu Beginn der Planungen hatte sich die evangelisch-lutherische Ludwig-Harms-Kirchengemeinde an das Niedersächsische Forstamt Fuhrberg mit der Bitte um Unterstützung für ihr Turmbau-Projekt gewandt.

Fuhrbergs Förster sahen es allerdings als nur wenig sinnvoll an, zum Bau des Glockenturms mit einer sogenannten „Rundholzspende“ aus ungeschnittenen Eichenstämmen beizutragen. Man entschied sich dort, unter Einbeziehung der Firma Meyer-Goldstedt – einem Fachbetrieb, der auch Edelhölzer schneidet – bereits bearbeitetes Holz zur Verfügung zu stellen. Wie das Forstamt auf Anfrage der „Burgwedeler Nachrichten“ erklärte, habe dies Holzspende einen Wert von etwa 1000 Euro.

„Wir stehen damit in eine langen und guten alten Tradition“, so fasste es Karl-Heinz Bremus, Leister des Niedersächsischen Forstamtes Fuhrberg, gegenüber dieser Zeitung zusammen. Schon im Jahre 1687 hatte Otto Johann Frese, der erste Oberförster in Fuhrberg, den heute noch zu bewundernden Barockaltar für die Fuhrberger Kirche gestiftet. Das ist 321 Jahre her. Der Vorgänger von Bremus führte damals einen unglaublich wohlklingenden Titel: Fürstlich Braunschweigisch-Lüneburgischer wohlbestallter Oberförster lautete dieser…

Für die Planung und Ausführung des Glockenturms zeichnet die Fuhrberger Zimmerei verantwortlich. „Wir haben eine Menge Gespräche im Vorfeld geführt und es war nicht immer einfach, die unterschiedlichen Vorstellungen unter einen Hut zu bringen“, erinnert sich Zimmerermeister Frank Töllner, Geschäftsführer der Zimmerei im Gespräch mit den Burgwedeler Nachrichten.

„Klar war von Beginn an, dass der Turm aus Eiche gebaut werden sollte und dass er in das Friedhofsgeländer harmonisch einpassen sollte. Auf der anderen Seite sollte er auch einen leichten Kontrapunkt zu der ausgesprochen schlicht gehaltenen Kapelle setzen“. Etwa 250 Arbeitsstunden stecken seitens der Fuhrberger Zimmerei in dem Projekt, so Töllner weiter. „Wir haben den Turm geplant, Zeichungen angefertigt, den Bauantrag gestellt und schließlich den Turm aufgestellt“, sagt er. Nur für die Statik zeichne die Zimmerei nicht verantwortlich. Und natürlich sei die Fuhrberger Zimmerei in Bezug auf den Preis der Arbeiten dem Kirchenvorstand „sehr weit entgegen gekommen“, so Töllner. „Ganz umsonst, das geht dann doch nicht“.

Am kommenden Dienstag wird schließlich offiziell das Richtfest gefeiert, mit einem einzigartigen Richtspruch, der extra für diesen Glockenturm von den Zimmerern gedichtet wird. Am 1. März wird die Glocke geweiht von der Landessuperintendentin Ingrid Spieckermann im Rahmen der Feier zur 100jährigen Selbständigkeit der Ludwig-Harms-Kirchengemeinde.

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Wie ein Spielzeug hing das Untergestell des Glockenturms am langen Ausleger des Krans. Die Turmhaube folgte wenig später und das Richtfest wird am kommenden Dienstag folgen. (Foto: ti)
Harmonisch passt sich der Glockenturm in das Friedhofsgelände ein. (Foto hhs)